Ehemalige Gemeinschaftspraxis am Weidaer Platz der Freiheit wird nun als Eigeneinrichtung einer Stiftung von Land und Kassenärztlicher Vereinigung weitergeführt. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr besichtigt die neuen Räume.


Weida. Als Ende März ihre Kollegin die Gemeinschaftspraxis verließ, stand Kristin Hoyer vor einem Dilemma: Auf der einen Seite wollte sie weiter für ihre Patienten da sein, auf der anderen Seite hatte sie Angst vor dem Mehraufwand, wollte nebenbei auch noch Zeit mit ihrer Tochter, mit ihrer Familie verbringen können. "Ganz allein wollte ich die Praxis nicht weiterführen", sagt die Fachärztin für Allgemeinmedizin, "ich wollte den Aufwand nicht."

Dass sie nun dennoch weiter als Hausärztin in Weida praktizieren kann, ermöglichte ihr die Stiftung zur Förderung ambulanter ärztlicher Versorgung in Thüringen, die 2009 vom Land und der Kassenärztlichen Vereinigung gegründet wurde. An diese hatte sich die 40-Jährige mit ihrem Dilemma gewandt. Als Eigeneinrichtung der Stiftung wird die Praxis am Platz der Freiheit seit 1. April betrieben, das heißt Verwaltung, Ausstattung und das Personal übernimmt die Stiftung. Es ist die dritte solche Eigeneinrichtung im Land, weitere sind geplant. "In den ersten Tagen hereinschnuppern" wollte gestern in die neue Praxis an alter Stelle hoher Besuch. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hatte sich angekündigt, auf seiner Fahrt nach Nürnberg, wo er am Abend die Altenpflege-Messe eröffnete. Mit Politikern der Landes-FDP und Vertretern der Kassenärztlichen und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung sowie der Landeskrankenhausgesellschaft ließ sich Bahr die neu ausgestatteten Räume zeigen.

"Es ist alles etwas moderner geworden", freut sich Renate Schärf, die wie Simone Benkert bereits in der alten Praxis als Arzthelferin tätig war. "Die Patienten sind geblieben und auch die Arbeit ist die gleiche", so Benkert. Neu eingestellt wurde Sylvia Beck, die wie ihre Kolleginnen aus der Weidaer Region stammt. Vor dem Weggang der zweiten Ärztin waren vier Arzthelferinnen hier beschäftigt. "Jetzt muss ich schauen, wie viel Arbeit mir tatsächlich abgenommen wird", sagt Dr. Kristin Hoyer, die seit 2010 hier arbeitet und nun ebenfalls von der Stiftung beschäftigt wird. Sie hatte zwar ursprünglich auch Verwaltungsaufgaben in der Gemeinschaftspraxis zu erledigen, die Geschäftsführung aber oblag ihrer Kollegin. Falls sich tatsächlich ein Zeitgewinn abzeichnen wird, wolle Hoyer versuchen, neben ihren eigenen so viele Patienten wie möglich von ihrer ehemaligen Kollegin zu übernehmen. Derzeit gebe es in Weida mit seinen rund 7700 Einwohnern fünf Hausärzte und einen hausärztlichen Internisten, sagt Hoyer. Noch, denn im August werde sich eine weitere Kollegin zurückziehen, aus Altersgründen, erzählt sie weiter. Schon jetzt haben sich deswegen potentielle neue Patienten bei ihr gemeldet. Das Thema Hausarztversorgung wird die Stadt wohl weiter beschäftigen.

von Marcel Hilbert

09.04.2013 OTZ - Ostthüringer Zeitung