Der Thüringer Lehrerverband veranstaltet eine Podiumsdiskussion in Rudolstadt zur Kampagne "Stoppt den Lehrerkollaps"

Rudolstadt. "Stoppt den Lehrerkollaps" ist das Motto einer Kampagne inklusive Unterschriften-Aktion, mit der der Thüringer Lehrerverband (tlv) auf die Einhaltung der Versprechen seitens der Landesregierung zur Einstellung junger Lehrer dringen will. Am Dienstag hatte der Vorsitzende des tlv-Kreisverbandes Saalfeld-Rudolstadt, Frank Fritze, in Rudolstadt zu einer Podiumsdiskussion zum Thema eingeladen, an der etwa ein Dutzend Lehrer teilnahmen.

Rolf Busch, Landesvorsitzender des tlv, erinnerte an die im Koalitionsvertrag der Landesregierung gemachte Zusage, 2500 Lehrerstellen in Thüringen bis 2015 zu schaffen. In der Realität werden es etwa die Hälfte sein, rechnete Busch vor.

"Der Altersschnitt der Lehrer liegt bei ca. 50 Jahren. Stundenausfall ist eher die Regel denn die Ausnahme. Obwohl dringend benötigt, wird nur eine unzureichende Zahl neuer Lehrer zugeteilt. Das Lehrerkollegium erreicht seine Belastungsgrenze", beschrieb Frank Fritze die derzeitige Situation.

Hans-Jürgen Henning, Fachberater für Biologie und Chemie und Lehrer an der Rudolstädter Schillerschule, wurde noch deutlicher. "Wir begleiten seit Jahren permanent Lehramtsstudenten und erleben, dass sie dann weggehen. Da ist etwas faul an unseren Schulen", sagte er. Alexej Nikoloschin möchte gern Lehrer in Thüringen werden; nächste Woche steht für ihn die Prüfung für das zweite Staatsexamen an. "Aber es ist nicht eine einzige Stelle ausgeschrieben", weiß er. Dabei gehen allein an der Schillerschule zum Schuljahresende sechs Kollegen in den Ruhestand. Henning machte an diesem Beispiel deutlich, wie prekär die Lage ist: "Es wird bald die ersten Schulen geben, an denen es keine ausgebildeten Chemielehrer mehr gibt. Aber am Chemieunterricht hängt auch ein Schrank voller Chemikalien, der betreut werden muss".

Aufmerksame Zuhörer waren neben Landratskandidat Hartmut Holzhey auch die Landtagsabgeordneten Maik Kowalleck (CDU) und Marian Koppe (FDP). Beide sprachen sich gegen eine Ideologisierung der Schule aus und wünschten sich auch im Interesse der Eltern, "dass das Verfahren an den Schulen in Ruhe vonstatten geht", so Kowalleck.


Heike Enzian / 22.03.12 / OTZ

22.03.2012 OTZ - Ostthüringer Zeitung