Bildungspolitik

Unternehmer und Kommunalpolitiker machen sich stark für Erhaltung des Schulstandortes

Sonneberg (rl) - Um die Auswirkungen der Pläne des Thüringer Kultusministeriums zur Neuordnung des Thüringer Berufsschulnetzes auf den hiesigen Bildungs- und Wirtschaftsstandortes den Menschen in der Region näher zu bringen, war an die Staatliche Berufsbildende Schule Sonneberg (SBBS) zu einer Pressekonferenz eingeladen worden.

Die Ausbildung der Elektroniker soll komplett an den Standort Meiningen abgegeben werden. Lehrlinge müssen dann den Weg in die dortige Berufsschule in Kauf nehmen. Unternehmen haben schon jetzt Probleme wegen geringerer Schülerzahlen Lehrlinge zu finden. Wenn der Vorzug eines wohnortnahen Standortes wegfällt, ist zu befürchten, dass sich die Jugendlichen gleich für ein oberfränkischen Unternehmen entscheiden und den Weg zur Coburger Berufsschule wählen.

Im Rahmen der Novellierung des Thüringer Berufsschulnetzes werden Schulstandorte und deren Einzugsbereiche definiert und festlegt und Berufsbereiche an bestimmten Berufsschulstandorten zentralisiert. Neben der Elektroniker-Ausbildung sollen für Sonneberg auch die Landesfachklassen für Feinwerkmechaniker wegfallen und der Schule in Zella-Mehlis zugeschlagen werden. Offizielle Begründung aus Erfurt sind zu geringe Schülerzahlen und eine schlechte Verkehrsanbindung.

"Die SBBS hat eine herausragende Funktion und Prüfungsergebnisse weit über dem Landesdurchschnitt. Die Auswirkungen der Pläne aus Erfurt sind für die Region eine Katastrophe", erklärte Landrätin Christine Zitzmann. Sie sei sich mit allen Thüringer Landräten einig, "das ist der falsche Weg." Mit Schulleiter Jürgen Frieß gemeinsam will die Landrätin gegen die Ausdünnung am Berufsschulstandort Sonneberg kämpfen. Sie verwies auf die Fördervereine, Handwerkskammer und Thüringer Landtagsabgeordneten an ihrer Seite.

Jürgen Frieß brachte die Unverhältnismäßigkeit zwischen Geben und Nehmen zum Ausdruck: "Ich bin nicht gegen die Schulnetzplanung aber für eine gerechte Verteilung", so der Schulleiter. Der Wegfall des Pflichtunterrichts in der dualen Ausbildung birgt weitere Probleme in sich, da er die Grundlage für die Lehrerzuweisung ist. Da die Fachlehrer nicht nur Lehrlinge unterrichten, sondern auch die Techniker an der Fachschule, sei der weiterführende Unterricht an der SBBS gefährdet, erklärte Frieß.

"Der SBBS wird die Grundlage genommen, hier funktioniert was nicht", brachte Ulrich Beck, Geschäftsführer des Sonneberger Ausbildungszentrums (SAZ), seinen Unmut zum Ausdruck und schlug vor: "Die Erfurter Schulnetzplaner sollten in Sonneberg eine Standortbesichtigung machen. Für die Unternehmen hier ist diese Berufsschule enorm wichtig. Man hat beiderseitig materiell und ideell über Jahre investiert".

"Wir müssen die Abwanderung von Fachleuten stoppen und Bedingungen für die jungen Leute schaffen, das wir das Elektrohandwerk hier halten", sagte Obermeister Günther Höfler, Elektro-Innung Sonneberg/Hildburghausen.
Landtagsabgeordneter Marian Koppe sprach gar von Ignoranz am Schulstandort zu kratzen. "Die Vorzüge des Komplexes mit seinen funktionierenden Strukturen sind doch nicht einfach von der Hand zu wischen".

Dr. Joachim Löffler, Vorsitzender des Fördervereins SBBS, befürchtet einen "extremen Wettbewerb zum oberfränkischen Raum. Die Schulnetzplanung macht Wirtschaftspolitik: Großunternehmen werden es sich überlegen, hier zu investieren. Viele kleine Unternehmen hängen daran," argumentierte er. Über Jahre gewachsene Strukturen müssen erhalten werden.



07.04.2011 www.dtoday.de