Erfurt. 20 Apotheken schlossen in den letzten drei Jahren. Der Berufsverband sieht dennoch eine gute Versorgung für alle Patienten. Die Zahl der Apotheken nimmt in Thüringen immer mehr ab. Im Jahr 2010 gab es noch 583 Geschäfte, in denen Medikamente auf Rezept oder Heilmittel nach Bedarf gehandelt wurden. Im letzten Jahr waren es 20 weniger.

"Wir haben eine leichte Tendenz nach unten", sagt der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbandes, Stefan Fink, "aber nicht in dem Maße, dass die Versorgung leidet." Die sei "flächendeckend und sehr gut". Es gäbe keine Lücken von 20 oder gar 30 Kilometern.

Doch die Branche kränkelt, vor allem abseits der Städte. Viele der noch in der DDR ausgebildeten Pharmazieingenieure scheiden in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren aus dem Erwerbsleben aus, erläutert Marian Koppe, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Schon jetzt arbeitet laut der Landesapothekerkammer in der Hälfte aller Thüringer Apotheken nur ein einziger Apotheker. Fällt er über kürzere oder längere Zeit aus, droht damit die Schließung.

Vom Versandhandel im Internet sind Thüringer Apotheken nicht bedroht. Nach Auskunft ihres Verbandes werde weniger als ein Prozent der verschriebenen Medikamente dort bestellt.
Wir handeln nicht mit Brötchen und Schokolade
"Bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln ist noch immer die Apotheke vor Ort der erste Anlaufpunkt", sagt Thomas Olejnik von der Landesapothekerkammer. Er verweist auf die unentbehrliche Beratung. Man handele schließlich nicht mit Brötchen oder Schokolade, sondern mit Mitteln, bei denen die Dosierung entscheidend ist.

Als großes Plus für Apotheken gilt die mögliche Lieferfrist. Innerhalb weniger Stunden kommen Medikamente, die nicht vorrätig sind, quasi bis ans Krankenbett. "Die gute, alte Apotheke ist für uns die Nummer Eins in der Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten", sagt Jürgen Frühauf von der AOK . Gerade auf dem Land besteht zwischen Arztpraxen und Apotheken eine enge Zweckgemeinschaft. "Rund 90 Prozent des Apothekenumsatzes im deutschen Osten werden mit verschriebenen Medikamenten gemacht", sagt Stefan Fink. Schließt eine Landarztpraxis, spürt die Apotheke das sofort.

Sie hat außerdem häufiger einen Notdienst zu unterhalten, da sie sich mit weniger Kollegen abwechseln kann. Immerhin wird der Notdienst seit August 2013 vergütet - mit 233 Euro. "Allein die Personalkosten sind höher, und es kommen ja doch weniger Patienten als in der Stadt", meint Thomas Olejnik.

Unglücklich läuft es auch, wenn eine Apotheke auf dem Land schließen muss, obwohl in der Praxis noch behandelt wird. Dann muss man sich zu helfen wissen, etwa mit einer Rezeptsammelstelle. Die gibt es in Großfahner (Kreis Gotha), Ziegenrück (Saale-Orla-Kreis) und Körner (Unstrut-Hainich-Kreis). Der Preis für verschriebene Medizin entspricht hier genau dem in der Stadt- oder Internetapotheke. Das regelt die Arzneimittel-Preisverordnung.

Ute Rang und Jens Voigt

27.02.2014 Thüringer Allgemeine Zeitung