Gesundheitspolitik

Tut der Freistaat genug, um für Nachwuchs bei Ärzten, Apothekern und anderem Gesundheitspersonal zu sorgen? Die FDP bestreitet das - zum Unmut der neuen SPD-Spitzenkandidatin.

Erfurt - Gerade noch konnte sich Heike Taubert über viel Applaus für ihre Nominierung zur SPD-Spitzenkandidatin für die bevorstehende Landtagswahl freuen. Nicht nur aus ihrer eigenen Partei war am Mittwoch viel Zuspruch zur Nominierung der 55-Jährigen gekommen. Auch Vertreter anderer Parteien hatten ihre ruhige Art, ihren pragmatischen Stil und auch ihre fachliche Qualifikation gelobt. Nur einen Tag später feuerte die FDP mit Unterstützung von Spitzenfunktionären des Gesundheitssektors in Thüringen eine Breitseite gegen sie ab. Am Donnerstag warfen ihr in Erfurt nicht nur die Liberalen vor, bisher zu wenig für den Nachwuchs im Gesundheitswesen getan zu haben. Vor allem habe Taubert überhaupt keine Strategie, wie der Gesundheitssektor in Thüringen im Jahr 2020 aussehen solle, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion, Marian Koppe. Taubert und die ganze Landesregierung kündigten nur Maßnahmen an, setzten sie aber nicht um. Diese Ankündigungen hätten nur eine Alibi-Funktion. "Schaffen Sie Fakten, anstatt nur darüber zu reden", sagte Koppe in Richtung Taubert. Andernfalls drohe eine folgenschwerere Kettenreaktion, die mit dem Mangel bei niedergelassenen Ärzten beginne. "Am Anfang fehlt der Arzt, dann der Apotheker oder der Physiotherapeut - und am Ende ist die Klink mit dem Ansturm von Kranken überlastet. Am Ende verliert nur einer, der Patient." Ähnlich ätzte auch der Fraktionsvorsitzende der Liberalen, Uwe Barth. Ob sich am Stillstand in der Thüringer Gesundheitspolitik in absehbarer Zeit etwas ändern werde, dürfe bezweifelt werden, sagte er. Eben weil Taubert nun Spitzenkandidatin der Sozialdemokraten sei, werde ihr der Koalitionspartner CDU auch für die restlichen Monate der Legislaturperiode keine Erfolge gönnen. So werde der Wahlkampf auch auf dem Rücken von Versicherten und Patienten ausgetragen. Standesvertreter von Thüringer Apothekern, niedergelassenen Ärzten, Klinikärzten und Zahnärzten stimmten in diese Kritik mit ein. Nicht jeder in der gleichen Schärfe. Aber einig waren sie sich doch mit den Liberalen, dass die Landespolitik deutlich mehr tun müsse, um den drohenden Engpässen bei der medizinischen Versorgung vorzubeugen.
Taubert wies diese geballte Kritik zurück. "Was da heute von den Liberalen zur Gesundheitspolitik gesagt wurde, ist absurd und populistisch", sagte sie. "Besonders unsinnig ist die Unterstellung, meine Spitzenkandidatur würde die Landesregierung lähmen und der Wahlkampf zulasten von Versicherten und Patienten ausgetragen." Die Probleme, die es im Gesundheitswesen gebe, hätten im Bund die damaligen FDP-Gesundheitsminister Rösler und Bahr lösen können. Die Landesregierung habe zahlreiche Maßnahmen getroffen, "um die Defizite der damaligen Gesundheitspolitik unter FDP-Führung auszugleichen". Schützenhilfe bekam sie von ihrer Landtagsfraktion. Deren gesundheitspolitischer Sprecher Thomas Hartung warf den Liberalen Panikmache vor. "Richtig ist, dass wir eine gute Versorgung der Bevölkerung haben - sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich", sagte er. sh


10.01.2014 Freies Wort