Freude bei denen, die den künftigen Landrat Hartmut Holzhey unterstützt haben, Enttäuschung auf der anderen Seite. Wie meistens bei Wahlen fallen die Reaktionen der lokalen Parteichefs auf den Urnengang zur Landratswahl am Sonntag sehr unterschiedlich aus.

Saalfeld/Rudolstadt. "Das Ziel war eine Veränderung und das wurde erreicht", freute sich der CDU-Kreisvorsitzende Dr. Jochen Tscharnke, der die Wahl gestern Abend mit dem erweiterten Kreisvorstand aber ohne Holzhey auswertete. Die Strategie, den unabhängigen Bewerber zu unterstützen, habe sich als richtig erwiesen.

Den Wechsel im Landratsamt habe er irgendwo erwartet, da die Landrätin zunehmend den Boden unter den Füßen verloren und fernab der Realität agiert habe. "Schlechter kann es nun nicht mehr werden", so Tscharnke.

Der FDP-Kreisvorsitzende Marian Koppe , die Liberalen hatten wie die CDU auch den späteren Wahlsieger unterstützt, zeigte sich schon am Wahlabend hochzufrieden mit dem Wahlausgang. "Es war höchste Zeit für den Wechsel", so Koppe.

Gestern um 11.47 Uhr brach die unterlegene SPD-Landrätin ihr Schweigen. Zu diesem Zeitpunkt kam aus der Pressestelle des Landratsamtes folgende Erklärung: "Ich bin dankbar, dass ich zwölf Jahre lang als Landrätin des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt hier viel umsetzen konnte, um diesen Landkreis zukunftsfähig zu gestalten", sagte Landrätin Marion Philipp am Montag. "Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung der Wählerinnen und Wähler. Persönlich bin ich natürlich enttäuscht von dem Ergebnis. Hartmut Holzhey gratuliere ich zu seinem Sieg und wünsche ihm für die kommenden sechs Jahre eine glückliche Hand. Mein Dank gilt allen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern."

Philipp hatte gestern planmäßig einen Tag Urlaub, weshalb Vize-Landrat Wilhelm Dietz (CDU) den Kreisausschuss am Nachmittag in Rudolstadt leitete. Sie wird heute im Amt zurückerwartet.

Der SPD-Kreisvorsitzende Marko Wolfram , der seine Wiederwahl als Bürgermeister von Probstzella am Sonntagabend im Haus des Volkes feierte, hatte bis gestern Mittag selbst noch keinen Kontakt mit der Landrätin, wohl aber dem Wahlsieger gratuliert. "Es ist schmerzhaft für die SPD, dieses Amt zu verlieren. Ich bin Marion Philipp für die geleistete Arbeit sehr dankbar. Sie hat den Kreis vorangebracht", sagte Wolfram, der ankündigte, seine Partei wolle mit Holzhey konstruktiv zusammenarbeiten. Die Voraussetzungen sind so schlecht nicht: Holzhey und Wolfram kennen sich lange, sind Duz-freunde.

Die Linken waren schon am Wahlabend in Truppstärke beim Neu-Landrat aufgeschlagen. " Hartmut Holzhey hat ein sehr gutes Ergebnis erzielt, zu dem man nur gratulieren kann", sagte Karsten Treffurth, Linken-Kreisvorsitzender mit einem halben Tag Abstand.

Ob es falsch war, auf Landrätin Philipp zu setzen, darüber wollte man gestern Abend im Kreisvorstand in Rudolstadt "offen diskutieren". Er finde es schade, dass sie kein besseres Ergebnis erzielt habe, sagte der Saalfelder: "Mit dem Abstand von ein, zwei Jahren wird man sehen, dass sie eine gute Arbeit gemacht hat".

Die "Konvention" von SPD und Linken sei mit dem Wahlabend nicht hinfällig. "Wir müssen schauen, ob die SPD noch Lust hat, es weiter mit uns umzusetzen", so Treffurth. Den künftigen Landrat wolle man konstruktiv-kritisch begleiten.


Thomas Spanier / 24.04.12 / OTZ

24.04.2012 OTZ - Ostthüringer Zeitung