Sozialpolitik

37 anonyme Geburten von 2002 bis 2009
Erfurt (OTZ/Johr). Die Thüringer Landesregierung hat sich für den Erhalt der Babyklappen und der Möglichkeit einer anonymen Geburt ausgesprochen.
Sozialstaatssekretär Hartmut Schubert lehnte aber gestern im Sozialausschuss des Landtages eine Initiative des Freistaates im Bundesrat zu einer bundeseinheitlichen Gesetzgebung bei dem Thema ab. Da sich die Bundesregierung bereits mit dem Thema befasst, hätte Thüringen in der Länderkammer nur geringe Erfolgschancen, erläuterte der Ostthüringer.
Die Grünen im Landtag hatten eine Bundesratsinitiative angeregt, nachdem der Deutsche Ethikrat sich für die Abschaffung der Babyklappen und der anonymen Geburt ausgesprochen hatte. Das Gremium berief sich auf das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft und auf Beziehung zu seinen Eltern. Da sich die anonyme Geburt in Deutschland in einer rechtlichen "Grauzone" befinde, fordern die Grünen dringend Rechtssicherheit auf diesem Gebiet zu schaffen.
"Das Recht auf Leben sollte vor den Recht auf Identität stehen", erklärte FDP-Abgeordneter Marian Koppe. Jedes Leben, dass durch den Babykorb oder eine anonyme Geburt gerettet würde, rechtfertige diese Angebote für Mütter in Not- und Konfliktsituationen, betonte er." Margit Jung (Linkspartei) regte eine intensive Aufklärung der Frauen in psychologischen Notsituationen und auch eine Schulung von Adoptiveltern an.
In Thüringen sind in Kliniken von Erfurt, Eisenach und Saalfeld Babyklappen eingerichtet. Angaben über dort abgegebene Kinder liegen nicht vor. In der Zeit von 2002 bis 2009 wurden 37 anonyme Geburten registriert.

23.01.2010 OTZ - Ostthüringer Zeitung