Der ehemalige NPD-Funktionär und V-Mann Kai-Uwe Trinkaus soll einem NVA-Dokument zufolge in den 80er Jahren Offiziersschüler der Stasi gewesen sein.

Erfurt. Das Bundesarchiv habe den Trinkaus-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtages darüber informiert, so die Vorsitzende des Trinkaus-Untersuchungsausschusses, Evelin Groß.

Trinkaus habe im Ausschuss eine Zusammenarbeit mit der Stasi bestritten, sagte Groß. Er soll Parteien und Vereine mit Rechtsextremen unterwandert haben und war nach Angaben des Verfassungsschutzes von 2006 bis 2007 als V-Mann aktiv.

Groß (CDU) setzt nun auf eine erneute Vernehmung von Trinkaus zu diesem Punkt. Nach Informationen ist dafür bislang der 27. Mai vorgesehen. Außerdem soll geprüft werden, ob der Thüringer Verfassungsschutz vor der Zusammenarbeit eine mögliche Stasi-Mitarbeit so gründlich geprüft habe, wie es "wünschenswert" gewesen wäre. Nach MDR-Informationen hatte das Amt eine Stasi-Verbindung "nie verfolgt".

Vorgeschrieben sei diese Prüfung, aber möglicherweise habe der Verfassungsschutz damals keinen Hinweis gehabt, sagte Groß. Erst das aktuelle Schreiben des in Freiburg angesiedelten Militärarchivs des Bundesarchivs, das der TLZ vorliegt, lieferte diese Information.
Demnach begann Trinkaus das Studium 1984 und schloss es im August 1988 ab. "Er war Offiziersschüler des Ausbildungskurses 1984/88 der Sektion Rückwärtige Dienste der 1. Kompanie des 1. Zuges. Er hat das Studium im August 1988 mit dem Gesamtprädikat Genügend beendet", heißt es in dem Schreiben des Militärarchivs. Bekannt war bisher schon, dass er an einer NVA-Hochschule in Sachsen studiert hatte. Nach Angaben von Groß arbeitete er danach in der Erfurter Stadtverwaltung und verließ sie nach der Wende während der Stasi-Überprüfung. Nach Ansicht der Ausschusschefin hätte Trinkaus bei einer erwiesenen Stasi-Mitarbeit nicht als V-Mann eingesetzt werden dürfen. Das Sieht auch FDP-Ausschussmitglied Marian Koppe so und betont: "Auf jeden Fall hat Trinkaus gelogen, als er eine Stasi-Mitarbeit leugnete."

Linke-Fraktionschef Bodo Ramelow sprach von "brandgefährlichen Machenschaften" des Verfassungsschutzes. Das Landesamt müsse aufgelöst werden. "So wie hier agiert wird, ist es einfach nur antidemokratisch." Als "merkwürdig" bezeichnete er es, dass die Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen mehrfach mitgeteilt habe, es gebe keine Hinweise auf Trinkaus.

Der Ausschuss hatte sich unter anderem mit dem Versuch der rechten Szene befasst, in die Linke-Fraktion einen Rechtsex­tremisten als Praktikanten einzuschleusen. Zudem ging es um eine Unterwanderung des Bundes der Vertriebenen sowie um die Gründung eines Sportvereins aus dem Umfeld von Trinkaus heraus. Trinkaus hatte zeitweise den Erfurter Kreisverband der NPD geführt. Der Ausschuss will bis zur Sommerpause seinen Abschlussbericht vorlegen.

09.05.2014 TLZ - Thüringer Landeszeitung