Nach Manipulationen der Wartelisten sank Spendenbereitschaft um 19 Prozent. Den FDP-Politiker Koppe lässt das nicht kalt.

Erfurt. Es sei durchaus mutig, das Thema in Wahlkampfzeiten aufzugreifen, sagte Dr. Christa Wachsmuth. Aber nötig im Sinne von rund 12 000 Patienten in Deutschland, die sehnsüchtig auf ein Spendeorgan warten. Oft vergeblich, wie die Ärztin der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) weiß. Die Spendenbereitschaft sei seit den jüngsten Skandalen um etwa 19% zurückgegangen. "Vielleicht versteckt sich auch der eine oder andere dahinter", vermutet Wachsmuth.

Marian Knoppe will mehr für Organspenden werben. Der Ostthüringer FDP-Landtagsabgeordnete konnte für die Informationsveranstaltung gestern Abend in einem Erfurter Hotel erfahrene Transplantationsmediziner gewinnen, die über aktuelle Probleme sprachen. Es gehe darum, verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Wenn Wartelisten manipuliert wurden, habe wohl das Mitleiden mit Patienten den Ausschlag gegeben, vermutete Dr. med. Uwe Schotte von der Landesärztekammer. Gleichwohl wisse er, dass potentielle Spender und Angehörige mehr Fragen umtreiben als die Sorge vor Organhandel: Angst, dass eine Therapie zu früh abgebrochen wird, Ablehnung, einem eben Verstorbenen noch Wunden zuzufügen, oder die Skepsis gegenüber der Hirntod-Diagnose. Dabei gibt es ein genau vorgeschriebenes Verfahren, wonach zwei unabhängige, erfahrene Ärzte den Hirntod feststellen müssen, erläuterte die Neurologin Dr. Christine Schmidt vom Klinikum in Meiningen. Der klassische Organspender sei auch nicht der verunglückte Motorradfahrer, sondern Patienten mit Hirnblutung, Schlaganfall oder Hirntumor. Das bedeute auch, dass Spender immer älter werden. Der in Deutschland bisher älteste Spender einer Leber war nach DSO-Statistik 94 Jahre alt. Über 50 Prozent der Spender sind inzwischen älter als 55. Bei anderen Organen, etwa der Niere, das das zunehmend ein medizinisches Problem. OTZ/pa


12.09.2013 OTZ - Ostthüringer Zeitung