Schulpolitik

Eltern aus der Grundschule Grube und dem Pistor-Gymnasium wollen die massiven Stundenausfälle nicht länger hinnehmen und machen mobil.

Von Martina Hunka

Sonneberg -Wenn das Sonneberger Gymnasium an diesem Sonnabend seine Türen für die künftigen Fünftklässler und ihre Eltern öffnet, werden diese mit den massiven Personalproblemen der Schule konfrontiert. Die Eltern wollen den massiven Stundenausfall nicht mehr hinnehmen und demonstrieren. Dazu erklärt Eltersprecher Stefan Kühn: "Wir haben in unserer 7. Klasse das Problem, dass die Klassenleiterin und zugleich Mathe- und Physiklehrerin seit den Herbstferien (bis auf einen Tag) krank ist. Außerdem waren zeitweilig vier weitere Mathe- / Physiklehrer am Sonneberger Gymnasium erkrankt. Der Großteil der Mathematik- sowie Physikstunden ist seit den Herbstferien ausgefallen. Meist wurden andere Fächer unterrichtet. Mit Beginn des 2. Schulhalbjahres am 13. Februar haben wir eine ständige Vertretung in Mathe und Physik, allerdings geht dieser Lehrer am 1. März (ja, diesen Jahres, somit heute in einer Woche) in den Ruhestand. Laut Schulleitung gab es keine Möglichkeit, anfänglich den Mathematik- und Physikunterricht zu vertreten. Nachvollziehbar, wie ich meine. Mit Schreiben vom 19.1.12 haben wir Eltern nochmals, nach der Schulleitung, das Schulamt über den Fall in Kenntnis gesetzt. Ich bat um Eingangsbestätigung sowie Information. Dreieinhalb Wochen tat sich seitens des Schulamtes - zumindest für uns erkennbar - nichts. Wir haben daraufhin im Schulamt die zuständige Person angerufen und um verbindliche schriftliche Information gebeten, wie der Unterricht in Mathe und Physik ab 1. März abgesichert wird. Ich bekam ein Schreiben, in dem die üblichen Formulierungen zu finden waren, beispielgebend dieser Satz: ,Es wird weiterhin gemeinsam mit der Schulleitung versucht, für die Zeit nach dem 01. März 2012 unter den gegebenen Umständen eine möglichst stabile Lösung für die Erteilung des Mathematik- und Physikunterrichts zu finden.‘ (Zitat aus einer Schulamts-E-Mail vom 16.2.12). Ein sehr interpretationsfreudiger Satz. Es kann von: Wir hatten ja gehofft, aber vom Himmel kam nichts, bis zum: Wir haben alle angesprochen, die zur Lösung beitragen könnten. Wir haben es geschafft! Die Lösung lautet… - alles dabei sein. Noch am selben Tag haben wir mit dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (TMBWK) Kontakt aufgenommen und unsere Probleme dort geschildert. Wir baten um eine verbindliche Lösung zu dieser Thematik bis zum 20.2.12, leider ohne Erfolg." Soweit die Lage. Die Eltern planen nun für kommenden Samstag zum Tag der offenen Tür am Gebäude Lohauschule eine Demo, bei der sie auf das Problem aufmerksam machen wollen. "Schule, Schulamt und TMBWK sind hierüber informiert. Wenn wir bis Samstag eine Lösung schriftlich vorliegen haben, findet die Demo natürlich nicht statt", gibt Kühn noch eine letzte Frist.

Grubeschule im Landtag

Auch in der Grundschule Grube fällt seit Monaten permanent Unterricht aus, vor allem im Fach Musik. Auch Mathematik war betroffen. Hintergrund ist die Schwangerschaft einer Kollegin, die mit einer Krankschreibung verbunden war. Für die Klassenleiterin sprang eine andere Lehrerin ein, die eigentlich Musik unterrichtete. Damit fiel allerdings der Musikunterricht flach. In mehreren Briefen hatten sich die Eltern über die unbefriedigende Situation beschwert. Nichts geschah. Nun erreichte das Thema auch den Thüringer Landtag. Marian Koppe (FDP) stellte dazu eine aktuelle Anfrage. Angesichts des aktuellen Falles fragte der Liberale nach Folgen des Lehrermangels an Thüringer Schulen. "Die Absicherung des Unterrichts an Thüringer Grundschulen ist oft mit heißer Nadel gestrickt. Die Verweigerungshaltung des Landes bei der Lehrereinstellung gefährdet den Bildungserfolg unser Grundschüler", fasst der sozialpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Marian Koppe, die Situation an den Grundschulen des Landes zusammen. Schließlich dürfe der Unterrichtsausfall nicht zum Regelfall werden. Aus diesem Grund frage die FDP- Fraktion gezielt nach, wie die Landesregierung die Probleme vor Ort in den Griff bekommen will. Die Liberalen stellten daher zur Plenarsitzung eine mündliche Anfrage zur Situation an der Grundschule Sonneberg-Grube. "Wir wollen wissen, was die Landesregierung zur Absicherung des Unterrichts unternehmen wird." Die Landesregierung dürfe nicht auf Kosten der Kleinsten sparen, so Koppe abschließend. Konkret fragt Marian Koppe Folgendes: 1. Wie bewertet die Landesregierung die aktuelle Personalsituation an der Staatlichen Grundschule Sonneberg-Grube, ergibt sich aus dieser Bewertung ein Handlungsbedarf und wie begründet sie ihre diesbezügliche Auffassung? Welche Hinweise hat die Landesregierung durch die Schulleitung, Eltern oder Elternvertreter hinsichtlich zu erwartender Personalengpässe an der Staatlichen Grundschule Sonneberg-Grube erhalten, wann war dies jeweils der Fall, welche Reaktion erfolgte darauf seitens der Landesregierung, und wie begründet sie ihr diesbezügliches Vorgehen? Werden an der Staatlichen Grundschule Sonneberg-Grube im zweiten Schulhalbjahr 2011/2012 alle in der "Rahmenstundentafel für die Grundschule" nach der Thüringer Schulordnung vorgegebenen Unterrichtsfächer angeboten, über welche eventuellen Abweichungen hat die Landesregierung Kenntnis erlangt, und wie begründen sich diese gegebenenfalls? Plant die Landesregierung, Maßnahmen zur Veränderung der Personalsituation an der Staatlichen Grundschule Sonneberg-Grube zu ergreifen und wie begründen sich diese gegebenenfalls. Die Situation hat sich indessen diese Woche etwas entschärft, weil das Staatliche Schulamt Lehrer geschickt hat. "Der Mathematikunterricht für die Klasse 4 ist abgedeckt, die Ergänzungsstunden werden für den Musikunterricht genutzt. Auch Ethik läuft wieder", berichtet Schulleiter Walter Gerber. Er verweist aber darauf, dass er nicht die einzige Schule mit Personalproblemen ist und die Hilfsmöglichkeiten daher begrenzt sind.

24.02.2012 Freies Wort