Im Fachkrankenhaus für Dermatologie Schloss Friedensburg in Leutenberg wird den Ursachen von chronischen, entzündlichen Hautkrankheiten nachgespürt. FDP-Politiker machen sich vor Ort ein Bild.

Leutenberg. "Das erste Tief haben wir überwunden", sagt die Mutti eines erst wenige Monate alten Kindes. Das Kleine liegt mit Hautausschlag in einem speziellen Behandlungsraum des Fachkrankenhauses für Dermatologie "Schloss Friedensburg" in Leutenberg. Mut mache, dass Besserung erkennbar ist, sagt die Mutti.

"Mundpropaganda beschert uns bei 70 Betten in jedem Durchgang zwischen 25 und 30 Kinder", erzählt Silke Herold. Der jüngste Patient ist gerade sieben Wochen alt. Die stellvertretende Chefärztin der Hautklinik hat gestern die Führung für zwei FDP-Politiker übernommen. Patrick Kurth , Bundestagsabgeordneter aus Thüringen, und der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Marian Koppe , machen sich vor Ort ein Bild von dem Krankenhaus, das seit Anfang der 90er Jahre in der jetzigen Form besteht.

Das Führungsduo aus Chefarzt Dr. Raphael Shimshoni und Dr. Ilja Lasarow als Geschäftsführer und leitender Oberarzt hält die kleine Klinik seit nunmehr 18 Jahren am Leben. Behandelt werden im Grundsatz chronische, entzündliche Hauterkrankungen. Das Spektrum reicht von Neurodermitis und Akne über Schuppenflechte und Ekzeme bis zu Nesselsucht und zur Weißfleckenkrankheit.

"Die Patienten haben einen langen Leidensweg hinter sich, ehe sie zu uns kommen", sagt Silke Herold. Oft seien sie von Arzt zu Arzt geschickt worden auf der Suche nach einer Diagnose. "Viele beklagen, dass es keine sprechende Medizin mehr gibt. In den Praxen hängen Schilder Ich habe im Quartal sieben Minuten Zeit für Sie mit der Bitte um Verständnis", beklagt die Ärztin. "Hier sind die Leute dankbar, dass wir ihnen zuhören". Das sei im Grunde keine schwere Arbeit, werde aber kaum noch angeboten, weil es nicht bezahlt wird.

In Leutenberg geht das interdisziplinäre Team ganz individuell auf die Suche nach der jeweiligen Krankheitsursache. Oft erfordere die Diagnose Detektivarbeit. Die Krankheiten versteht man auf der Friedensburg als komplexe, den ganzen Menschen betreffende Störung. Bei der selben klinischen Symptomatik könne bei dem einen gestörte Darmflora, bei dem anderen eine psychosomatische Störung wesentlich sein. Entsprechend individuell wird die Therapie ausgerichtet.

Das Behandlungskonzept besteht aus innerer und äußerer Behandlung, psychosomatischer Betreuung, Ernährung und Weiterbildung. Bewusst verzichtet wird in Leutenberg auf die Verwendung von Medikamenten mit schweren Nebenwirkungen wie Cortison, Methotrexat und Retinoide. "Es hat Jahre gedauert, bis wir den Krankenkassen nachweisen konnten, dass das geht", sagt Herold.

Die Erfolge der Mediziner und Helfer kann man auf den Fluren der Friedensburg betrachten, wo die Patientenzimmer keine Nummern, dafür Tiernamen haben. Dort gibt es jede Menge Fotos, Zeichnungen und Briefe von dankbaren Patienten, denen in Leutenberg geholfen wurde und die im Schnitt fast 24 Tage auf der Burg bleiben.

Mit den Krankenkassen haben die Burgherren trotz der nachweisbaren Erfolge noch immer regelmäßig Probleme, gibt es Streit darüber, was medizinisch und was kosmetisch bedingt ist.

Fest allerdings steht, dass die Friedensburg, die einst Witwensitz und zu DDR-Zeit abgeschirmtes Erholungsheim des Ministerrates war, lange nicht so sinnvoll genutzt wurde wie heute.


Thomas Spanier / 08.12.11 / OTZ


08.12.2011 OTZ - Ostthüringer Zeitung