Sozialpolitik
Marian Koppe, MdL im Latschkaffee in Sonneberg
Marian Koppe, MdL im Latschkaffee in Sonneberg

von Daniela Löffler

Nicht nur den Bewohnern im altersgerechten Wohnheim soll am Wochenende nicht langweilig werden. Jetzt gibt es das Latsch-Café, das jeden Samstag zum Verweilen im einstigen Krugs Hotel einlädt.

Sonneberg - "Das haben sie aber schön gemacht", sagten zwei Frauen auf dem Weg ins ehemalige Krugs Hotel, jetzt altersgerechtes Wohnen der AWO Sonneberg. Schon von außen wiesen die weißen Schriftzüge an den beiden großen Fenstern auf die neue Einrichtung hin. Drinnen saßen die vielen Gäste an gedeckten Kaffeetafeln und warteten darauf, dass ihr neues Latsch-Café endlich eingeweiht wird.

Beeindruckender Andrang

Alt und Jung hatten sich am Samstag versammelt, um die neue Idee von vier Seniortrainerinnen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. "Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Leute kommen", sagte Bärbel Thau, eine der vier Damen in schwarzen T-Shirts mit demselben weißen Aufdruck wie auf den Fensterscheiben: Der Schriftzug Latsch-Café und eine Tasse, aus der es dampft, sind darauf zu sehen. Deshalb deckten sie hurtig noch Tische im großen Saal ein, damit die vielen Gratulanten und neugierigen Gäste auch noch einen Platz bekamen.

"Ursula Scheler und ich organisieren einmal im Monat die Begegnungsstätte der AWO Sonneberg hier im ehemaligen Krugs Hotel in der Coburger Straße", erzählte Bärbel Thau. "Die älteren Bewohnern waren jedes Mal traurig, wenn das Wochenende vor der Tür stand. Samstags ist ihnen immer so langweilig." Von einem Erzähl-Café habe sie schon einmal gehört, und so sei sie auf die Idee gekommen, den Samstag für die Senioren ein bisschen abwechslungsreicher zu gestalten. Sie und ihre drei Mitstreiterinnen bekamen Ende September letzten Jahres ihre Zertifikate als Seniortrainer überreicht und waren sofort von der Idee begeistert. Als erstes habe sie sich an Wohnungsbau-Chef Peter Soyer gewandt, dem Eigentümer des Gebäudes. "Es wäre doch schade, wenn die Räume in diesem schönen Haus nicht weiter benutzt werden", sagte Thau. Danach sei es zur Landrätin und zur Bürgermeisterin gegangen, die ebenfalls sofort ihre Unterstützung zusagten. "Es ist wirklich von Anfang an ohne Schwierigkeiten abgelaufen", so die Seniortrainerin weiter. Die Bewohner seien zwar begeistert, aber auch ein bisschen skeptisch gewesen. "Aber wie man sieht, sind die anfänglichen Zweifel schnell verflogen", meinte sie angesichts der Gästeschar.

"Vier tüchtige Frauen haben im letzten Jahr erfolgreich ihre Ausbildung zum Seniortrainer abgeschlossen", sagte Peter Eichhorn, selbst engagierter Seniortrainer. "Die Idee zum Latsch-Café kam schnell ins Rollen. Der Standort hier im alten Krugs Hotel in der Mitte von Sonneberg, quasi zwischen Alt- und Neustadt, ist perfekt ausgewählt." In geschmackvoller Atmosphäre hätten nun die Bewohner der Einrichtung sowie alle anderen Latsch-Interessierten jede Woche die Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Eichhorn wünschte Bärbel Thau, Ursula Scheler, Heidemarie Heimel und Gerlinde Scheler eine "stets glückliche Zeit, Erfolg und stets zufriedene Gäste und unbeschwerte Heiterkeit."

Wieder Leben im Haus

Wohnungsbau-Chef Peter Soyer, der den Damen die Räume kostenlos zur Verfügung stellt, war froh, dass das Haus wieder mit Leben erfüllt wird. "Vor ein paar Wochen noch sah es hier ganz anders aus", lobte er die vier tüchtigen Frauen. "Auch wenn ich noch nicht ganz so alt bin, werde ich ab und zu einmal hier vorbeischauen. Bitte kommen Sie regelmäßig", forderte er die Gäste auf.

Sehr begeistert sei sie gewesen, als die Damen mit ihren Ideen vor etwa acht Wochen zu ihr kamen, sagte Bürgermeisterin Sibylle Abel. "Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg. Hin und wieder schaue ich bestimmt hier vorbei, denn auch ich latsch gerne einmal."

Ein bisschen Abwechslung

Landrätin Christine Zitzmann zeigte sich ebenfalls beeindruckt vom Projekt Latsch-Café. "In Steinach würde es 'Schmanz-Café' heißen", sagte sie. Es sei wichtig, nicht immer nur von Rente und Pflege zu sprechen, wenn man vom Alter spricht. "Die Senioren waren noch nie so agil wie heute. Erzählen Sie es weiter und bringen Sie vor allem Menschen mit, die alleine sind, um dieses Haus Stück für Stück mit Leben zu erfüllen."

Dies ist auch das Anliegen von Bärbel Thau und ihren Mitstreiterinnen. "Natürlich wollen wir in erster Linie den Bewohnern ein bisschen Abwechslung bieten", sagte sie. "Aber es ist uns auch wichtig, dass Leute von außen kommen. Alle sollen wissen, dass es jetzt diese Einrichtung gibt und dass uns jeder willkommen ist." Denn es sei doch interessant, was die ältere Generation alles zu erzählen hat. "Irgendwann sind sie nicht mehr da. Und wer berichtet uns dann noch vom Krieg und den schwierigen Zeiten?"

Landtagsabgeordneter Marian Koppe (FDP) erinnerte sich an seine Großmutter, die zum Schluss auch alleine gewesen sei und sich jedes Mal über seinen Besuch gefreut hätte, weil sie dann jemanden zum Zuhören hatte. "Wenn sich diese Einrichtung so entwickelt, wie es mir die Damen blumig schilderten, dann wird wohl bald der Platz nicht mehr ausreichen", sagte er und betonte den generationsübergreifenden Aspekt des Latsch-Cafés. "Ich hätte nicht gedacht, dass es schon beim ersten Mal so angenommen wird", sagte Ursula Scheler. "Ich hoffe nur, dass es auch künftig so bleibt." Zum günstigen Preis werden nun jeden Samstag Kaffee und Kuchen angeboten. Die Einnahmen werden gleich für den nächsten Einkauf verwendet, so Thau. "Sollte mal was übrig sein, wollen wir es für einen guten Zweck verwenden", so die Seniortrainerin. Jede Woche werden sich zwei der vier Erfinderinnen abwechseln und für Gesprächsstoff sorgen. Wenn ich was anfange, dann mach ichs auch fertig", betonte Thau. In ihrer kleinen Ansprache bedankte sie sich bei allen Gästen und für die Spenden, die sie für die Renovierung der Räume bekommen hätten.

"Ohne die Ausbildung zum Seniortrainer hätten wir das nicht machen können", sagte sie und fügte in Mundart hinzu: "Wenns nier solcha Leut wie uns gäb, die amol wos machn, ohna zu freichn, wos kriech mer denn defür, tätn solcha Projekte gor nier entstehn."

Emsig waren die vier tüchtigen Damen unterwegs und kümmerten sich rührend um die vielen Gäste, die auch noch weit nach der offiziellen Einweihung um 14 Uhr eintrudelten. Das Einzige, was ihnen jetzt noch fehle, sei eine große Zimmerpflanze, die das Latsch-Café noch heimeliger macht.

Das Latsch-Café findet jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr im ehemaligen Krugs Hotel in der Coburger Straße in Sonneberg statt.


12.03.2011 Freies Wort