Am Donnerstag wurde im Theater Rudolstadt wieder einmal die "Schicksalssinfonie" gegeben, im Publikum saß auch Thüringens Kultusminister Christoph Matschie (SPD). Und es wurde ein launiger Theaterabend nicht nur für Politiker, der das Bekenntnis zum Theater Rudolstadt stärkte.

Rudolstadt. Wäre jeder Szenenapplaus am Donnerstag in der Aufführung der "Schicksalssinfonie" vor Landes- und Kommunalpolitikern einem Sponsor 1000 Euro wert gewesen, das Rudolstädter Theater hätte sich allein dadurch seinen Tagessatz erspielt vom finalen Jubel, Standing Ovations und Bravorufen zu schweigen. Aber es ging ja an diesem Abend nicht um Geld, sondern um Kultur und Können.

Beides mischte sich mit brillanter Unterhaltung nicht ohne Ironie für beide Seiten, denn der Bühnenspaß von Intendant Steffen Mensching und Chefdramaturg Michael Kliefert gewann an gewollter Brisanz, spielten Schauspieler und Musiker doch vor ihren Geldgebern das Stück, das ihre Abwicklung aus Geldmangel thematisiert. Doch schon in der ersten Viertelstunde wich die "anfängliche Anspannung", die Bratschistin Regina Bergelt einräumte: "Die vom Ministerium" konnten herzhaft über alle Seitenhiebe lachen.
Die regionale Verankerung des Stücks bestätigte das Publikum spätestens im Mitklatschen und Schunkeln bei "Hoch Heidecksburg", dem sich selbst der Techniker nicht entziehen konnte, der das Mikrofon für die MDR-TV-Aufzeichnung hielt. Die Schauspieler und Musiker sparten nicht mit aktuellen Bezügen, die Horst Damm auf die Spitze trieb. Als Orchesterwart hat er die Knebelszene des Dirigenten zu kommentieren mit: "Menschen sind zu allem fähig", was er um "auch zum Erhalt eines Orchesters" erweiterte.

Darin waren sich dann auch alle Politiker in den anschließenden Gesprächen im Schminkkasten einig. Landtagsvizepräsidentin Birgit Klaubert (Die Linke) lobte die "hohe Kunst, Politik und Lebensfreude zu verbinden" und fügte als weitere Gründe für den Erhalt des Rudolstädter Theaters die "regionale Identität, die Lebensbiografien der Künstler, die soziokulturelle Bedeutung und die Verbindung von Geschichte mit Zukunft" an. Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Hans-Jürgen Döring , fand in Bezug auf die Finanzen: "Weiteres Kürzen geht nicht." Wie Döring aus dem Regierungslager sieht auch Marian Koppe , als FDP-MdL in der Opposition, die Landesregierung in der Pflicht: "Wer die Kapelle bestellt, bezahlt."

Wenn das Land zu seinen Verpflichtungen steht, werden die kommunalen Träger nicht weichen, lässt sich die parteiübergreifende Meinung von Stadt- und Kreisräten zusammenfassen. "Wir stehen zum Theater", sagte Landrätin Marion Philipp (SPD), und die Bürgermeister Jörg Reichl (BfR) und Matthias Graul (parteilos) widersprachen nicht, auch wenn beide auf die angespannte Finanzlage verwiesen. Kreis- und Landtagsabgeordneter Gerhard Günther (CDU) brachte es auf den Punkt: "Den Nagel zieht keiner wieder raus."
Christoph Matschie (SPD), stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Thüringen, wollte über Finanzen noch nicht reden. Die Qualität stehe zur Debatte, und die sah er am Donnerstag gegeben: "Ich komme immer gern ins Theater Rudolstadt." Allerdings müsse die Standortdebatte, die der Qualitätsevaluation nun folge, nach "überregionaler und regionaler Bedeutung" betrachtet werden, sagte Matschie. Dass er die Rudolstädter Theaterleute nur regional verorten will, stimmt zwar einerseits wie nicht nur in der "Schicksalssinfonie" belegt. Andererseits aber zog das Stück mit "Schnaftl-Ufftschik" eine Berliner Band an die Provinzbühne und stürmt nun im Gegenzug das Maxim-Gorki-Theater in der Hauptstadt. "Wir können gar nicht alle auswärtigen Nachfragen bedienen", stöhnte Oliver Weder fröhlich. So bleibt vom Abend vorerst die Bemerkung des schauspielernden Cellisten Ralf Sprenger: "Der Minister konnte lachen, das lässt hoffen."

Sabine Bujack-Biedermanhn / 05.03.11 / OTZ



05.03.2011 OTZ - Ostthüringer Zeitung