Unterschiedliche Reaktionen auf den Rücktritt Guttenbergs − OTZ fragt Politiker und Bürger

Saalfeld. Sehr unterschiedlich reagierten gestern Politiker und Bürger auf den Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. "Ich bin schockiert von dieser Nachricht, ich hatte gehofft und gewünscht, dass er das durchsteht. Für mich bleibt er einer der stärksten Politiker unserer Zeit, auch weil er einer ist, der bei den Menschen ankommt. So gesehen ist es ein schlechter Tag für Deutschland", sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Gerhard Günther. Für Marko Wolfram, SPD Kreisvorsitzender, indes war der Rücktritt längst überfällig. "Wäre er diesen Schritt gleich gegangen, hätte es ihm viel Peinlichkeit erspart.

Trotzdem ist es bedauerlich, dass so ein begabter Politiker von der Bühne verschwindet. An diese Sache wird man sich noch lange erinnern", meint er. Ähnlich sieht es Landrätin Marion Philipp (SPD): "Es wird Zeit, dass zu Guttenberg die Verantwortung übernimmt und zurück tritt. Glaubwürdigkeit ist für jeden Politiker wichtig, egal, in welcher Partei er ist. Durch die Verfehlungen in seiner Doktorarbeit hat er für mich diese Glaubwürdigkeit verloren, denn ein öffentliches Amt lässt sich von privaten Verfehlungen nicht trennen. Keiner von uns sollte über ihn den Stab brechen, aber seine hohen moralischen Grundsätze − auch an sich selbst - gebieten diesen Schritt", findet sie. Marian Koppe, Fraktionsvorsitzender der FDP im Kreistag und Landtagsabgeordneter der Liberalen in Thüringen, erklärt, dass die persönliche Entscheidung des Ministers zu respektieren sei. "Damit verliert unser Land aus meiner Sicht einen kompetenten Politiker, für den es bei der Ernennung zum Minister
nicht Voraussetzung war, einen Doktortitel zu besitzen", so Koppe.

Auf der anderen Seite sei festzustellen, dass gerade durch Karl-Theodor zu Guttenberg in den Vordergrund gestellte Tugenden wie Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit mit dem Plagiat in der Bevölkerung Risse bekommen habe. "Es wurde höchste Zeit, eigentlich ist es schon zu spät", meint Dieter Lorenz (61). "Wenn sich Unsereiner mit falschen Dokumenten bewirbt, hätte er auch seinen Arbeitsplatz verloren." Rita Pauer (53) dagegen findet, die Regierung sollte sich wieder mehr auf das Wesentliche konzentrieren. "Andere Politiker haben ihre Qualifikationen vielleicht auch nur erlogen, da fragt Niemand weiter nach."


02.03.2011 OTZ - Ostthüringer Zeitung