Landtagspolitik

Die Ortsdurchfahrt in Theuern und deren Verkehrsbelastung bewegen Anlieger, Kommunalpolitiker - und den Landtag.

Theuern/Erfurt- "Was soll das?", fragt ein Theuerner, der vor seinem Haus steht, in Richtung Neumannsgrund blickt und den Kopf schüttelt. Seit einer Woche ist das Schild, das zur Höchstgeschwindigkeit 30 mahnt, verschwunden. Der Mann kennt die Situation der engen Ortsdurchfahrt schon sehr lange und versteht nicht, warum die Verkehrsbehörde meint, dass alleine der Hinweis auf eine Engstelle ausreichen soll, die Kraftfahrer zum langsameren fahren zu mahnen.

Schilder folgen noch

Ortssprecher André Müller kritisiert, dass zwar die 30er Schilder demontiert, aber die versprochenen Schilder "Achtung Kinder" noch nicht aufgestellt worden seien. In der Verkehrsbehörde des Landratsamtes verweist man auf die Witterung und darauf, dass in den nächsten Wochen die ausstehenden Schilder noch folgen würden. In Theuern geht es aber schon lange nicht mehr nur um ein paar Verkehrsschilder (FreiesWort berichtete), sondern um Grundsatzfragen. Konkreter Auslöser für die Proteste der Anlieger an der sich durch den Ort schlängelnden Landesstraße war eine Umleitung, die im vergangenen Jahr zeitweise den Umfang des Durchgangsverkehrs deutlich erhöhte. Vor allem die Sorge um die Kinder, deren Weg zur Schulbushaltestelle ohne Bürgersteig vielen Theuernern kreuzgefährlich erschien, forderte einige Anlieger zum Widerspruch heraus. Als schließlich bekannt wurde, dass an Stelle der 30er Schilder andere Warnschilder wie "Engstelle" und "Achtung Kinder" aufgestellt werden sollten, entspannte sich eine heftige Diskussion, die inzwischen auch den Landtag erreicht hat. "Vollkommen unverständlich" nennt der FDP-Landtagsabgeordnete Marian Koppe die Aussagen der Landesregierung zur Engstelle an der Limbacher Straße im Ortsteil Theuern. Gemeinsam mit seinem Kollegen Heinz Untermann, dem verkehrspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion, hatte er die Gefahren an der Ortsdurchfahrt in den Verkehrsausschuss des Thüringer Landtages gebracht. Der Ausschuss sieht dagegen in Theuern keinen Handlungsbedarf. "Dem Ausschuss zufolge ist die Engstelle nicht stark frequentiert, weil weniger als 6200 Autos durchfahren", erklärt Untermann. Deswegen gebe es hier angeblich keine Gefährdung. "Mit der Realität hat das nichts zu tun", kritisiert Koppe. Die Straße vom Ortseingang bis zum Ortsausgang sei so eng, dass kaum zwei Fahrzeuge aneinander vorbeikämen, geschweige denn Platz für Fußgänger bliebe. Dies sei umso kritischer, als das unweit der Engstellen der Schulbus halte. "Das ist eine Gefahr die man gerade im Winter, wenn sich der Schnee häuft, nicht unterschätzen darf", so Koppe weiter. Er sieht hier eine ganz erhebliche Unfallgefahr. "Unfälle mit Kindern müssen wir unbedingt vermeiden", warnt Koppe und drängt auf eine schnelle Lösung. Gerade hier sehe es aber schlecht aus.

Kein Schwerpunkt

Abgesehen von der Neuausschilderung mit den Warnschildern "Achtung Kinder" und "Engstelle" ist indessen kurzfristig mit einem durchgehenden Bürgersteig in Theuern nicht zu rechnen. Für einen grundhaften Ausbau ist die Kooperation von Stadt Schalkau, Straßenbauamt Südwestthüringen und den Wasserwerken notwendig. "Die Ortsdurchfahrt ist in der Investitionsplanung der Wasserwerke aber erst 2032 vorgesehen", sagt Bürgermeister Reinhard Zehner (CDU). "Das ist eine Ungeheuerlichkeit gegenüber den Bürgern", erklärte Koppe in der Landtagsdebatte. Zwischenzeitlich hat sich allerdings Bürgermeister Zehner um eine frühere Lösung bemüht. "Ich sehe es schon als Erfolg an, dass sich das Straßenbauamt um einen Vergleich mehrerer Varianten bemüht", erklärt der Bürgermeister. Im Straßenbauamt habe man die Situation in Theuern "im Blick", räumt Amtsleiter Gerold Kirchner ein. Allerdings sei die Ortsdurchfahrt Theuern nicht das einzige und das vordringlichste Problem, dass im Raum Sonneberg anstehe. "Derzeit befindet sich die Festeburgstraße in Steinheid in der Planung", sagt Kirchner. In Theuern kämen zudem noch technische Schwierigkeiten dazu. Die Fahrbahnbreite sei bereits unter den Normmaßen und damit würde ein Bürgersteig auch zulasten von Fahrbahn und Anliegergrundstücken gehen. Im Bereich der Fahrbahn sei kaum noch Spielraum vorhanden, denn wegen der kurvigen Streckenführung sei ein Einrichtungsverkehr, bei der eine Richtung jeweils Vorfahrt zu gewähren sei, alleine schon wegen der Sichtverhältnisse problematisch. ts

28.01.2011 Freies Wort